Leere Geschäfte

In Duisburg stehen viele Geschäfte (Ladenlokale) leer. In der Innenstadt hält sich dies noch in Grenzen aber in den Stadtteilzentren nimmt dies immer mehr zu.

Als Rheinhausener sehe ich dies täglich. Teilweise sind ganze Passagen leer und eine Aussicht auf Änderung besteht wohl leider nicht. Das sind jedenfalls meine Beobachtungen, denn viele Ladenlokale stehen schon seit längerer Zeit leer.

Die Faktoren für diesen Zustand dürften nicht wenige sein. Zuerst wäre da einmal die unfähige Politik, welche nicht den Rahmen für eine nachhaltige Stadtteilpolitik geschaffen hat. Noch immer werden Forderungen nach neuen Geschäften laut. Dabei wird völlig verkannt, dass neue Ladenlokale nicht den Leerstand senken, sondern ihn noch steigern.

Deutlichstes Zeichen für Leerstand und Verwahrlosung in Rheinhausen sind das Markforum, welches auf einer grünen Wiese errichtet wurde. Viele Geschäfte schlossen bedingt durch den Umzug ins Marktforum oder wegen der Konkurrenz. Die Atroperstraße an der das Marktforum liegt bietet ein trauriges Bild. Auch der Raum hinter dem Marktforum leidet unter Vermüllung und wer weiß was noch für Dingen.

Bei Neubauten soll es für die Stadt schwierig sein diese zu verhindern. Meiner Informationen nach gehen Gerichte häufig von dem sogenannten Unternehmerrisiko aus, dabei ist jeder Neubau und jedes Neugeschäft auch ein Stadtrisiko schließlich gehen Städte teilweise in Vorleistung, was zum Beispiel die Erschließung angeht. Scheitert das Bauprojekt ist dieses Geld weg. Aber auch eine spätere Pleite des Unternehmens ist nie ausgeschlossen. Im Bereich Wohnraum sind die Weißen Riesen ein bekanntes Problem. Die Verantwortlichen sind anscheinend nicht mehr zu fassen und langsam aber sicher türmen sich Grundsteuern und weitere Kosten für Stadt und Land auf die wohl als Totalverlust angesehen werden dürfen.

Ebenfalls aus der Politik kommt die Schnapsidee die Gewerbesteuer zu erhöhen, obwohl wahrscheinlich schon jetzt viele Geschäfte am Limit sind. Ich wage die Vorhersage, dass in den nächsten Jahren weitere Geschäfte pleite gehen bzw. Insolvenz anmelden werden.

Indem die Städte die Steuern (Gewerbesteuer und Grundsteuer) in die Höhe treiben, macht sich eine Stadt unattraktiver für Neuansiedlungen. Ich hatte ja schon mehrfach geschrieben, dass dies nach hinten losgehen wird. Der Leerstand von Ladenlokalen wird dadurch definitiv nicht entschärft, sondern im Gegenteil noch verschärft.

Zu dem Leerstand tragen aber auch Vermieter bei, die es sich leisten können die Ladenlokale leer stehen zu lassen oder einfach nicht bereit sind ihre Mietforderungen an die Gegebenheiten anzupassen.

Ebenfalls kommt der Wandel des Einkaufsverhalten in Spiel. Schon jetzt kaufen viele Menschen im Internet ein. Die Vorteile liegen auf der Hand. Keine Wege, bequem aus dem Sessel bestellen und ohne Probleme die Preise in den verschiedenen Online-Shops vergleichen. Es gibt natürlich auch Nachteile, wie unseriöse Internetseiten und eine Wartezeit aber die hätte mensch auch bei einer klassischen Katalogbestellung.

Ebenfalls trägt ein Mangel an finanziellen Freiräumen zum Leerstand bei. Denn wer kein Geld hat kann schlichtweg auch weniger kaufen. Zumal die Finanzen auch ungleich in Deutschland verteilt sind.

Und natürlich gibt es noch die Großeinkaufszentren, welche anderen Stellen die Kunden wegnehmen und zentrieren. Hier gehen scheinbar viele Städte von der absurden Annahme aus, dass Wachstum unbegrenzt wäre. Allerdings geht es hier ganz klar um Konkurrenz der Städte untereinander zu lasten der eigenen Substanz. Sogar innerhalb der Stadt wird konkurriert. Wird der eine Stadtteil gestärkt, verliert der andere. Nie können alle Städte und Stadtteile gewinnen.

Zudem scheint immer mehr eine Wegwerfgesellschaft bei Geschäftsräumen einzukehren. Da wird lieber neu gebaut, anstatt in die vorhandenen Geschäftsräume zu investieren. Dadurch gewinne ich den Eindruck von Einweggeschäftsräumen, die mit der leider vorhandenen Wegwerfmentalität einhergehen. Hier stellt sich die Frage, ob und wie diese Räume wohl mit Steuermitteln gefördert bzw. subventioniert werden. Zudem werden hier wertvolle Ressourcen wie z.B. Kies verschwendet, die deswegen auch vermehrt abgebaut werden müssen. Und nicht zuletzt verschwindet die Natur durch den Bau auf der ‚Grünen Wiese‘. Zumal einige Geschäftsräume und Ladenlokale möglicherweise nur zu Abschreibungszwecken gebaut werden.

Wachstum ist nicht unbegrenzt. Ein gesamtwirtschaftliches Wachstum gibt es nicht, denn die Summe der kann immer nur 100 % sein. Alles andere ist Illusion. Wo das eine Segment wächst, schrumpft das andere. Zumal die Bevölkerung schrumpft, wodurch die Zahl potentieller Kunden sinkt.

Ich habe lange überlegt, wie ich diesen Blogbeitrag aufbauen soll und noch viel länger nach Informationen gesucht. Informationen zu den Leerständen sind kaum zu finden. Anscheinend beschäftigen sich die Forschungsinstitute nicht mit dem Thema. Ich hatte für Zahlen an verschiedensten Stellen nachgefragt aber entweder waren dort keine Informationen vorhanden oder es erfolgte keine Antwort. Dabei sind solche Informationen für die Stadtentwicklung und -planung. Werden hier etwa Entwicklungen ignoriert?

Bei der Suche bin ich mehrfach auf den Begriff Zwischennutzung gestoßen. Allerdings wird hier suggeriert, dass der Leerstand nur vorübergehender Natur wäre. So äußerte sich zum Beispiel der Bauverein Rheinhausen, dass eine Anschlussvermietung schwierig wäre.
Andererseits könnte eine sinnvolle ‚Zwischenutzung‘ zu einer Belebung führen. Zum Beispiel eine Künstleratelier, wo der Künstler arbeitet und dabei zugeschaut werden kann wäre eine Möglichkeit. Aber auch eine Nutzung als Treffpunkt für Bürgerbeteilung ist eine Möglichkeit.

Meine Prognose ist, dass der Leerstand sich noch verstärken wird und es immer schwieriger und kostenintensiver wird bei diesem Umstand gegen zu steuern.

Diese Seminararbeit mit dem Titel „Möglichkeiten der Behebung und Verwertung von innerstädtischen Leerständen im Handel in Deutschland“ hat sich mit dem Thema beschäftigt und versucht Lösungswege aufzuzeigen. Gleiches gilt für die Studie „Nutzung gewerblicher Leerstände: zwischen der Sicherung, Stärkung und Entwicklung von Standorten„. In den beiden zuvor genannten gibt es eine große Zahl an Anregungen, wie dem Leerstand begegnet werden kann.

Zu diesem Thema habe ich auch eine sehr umfangreiche Frageliste an die Stadt als offene Emailanfrage geschickt

Guten Tag Herr Oberbürgermeister Link,

ich hätte da noch ein paar Fragen, zu einem völlig anderen Thema. Nämlich zu dem Thema Leerstand in Ladenlokalen, welches in Duisburg immer akute zu werden scheint.

Wieviel Geschäfte gingen in Duisburg in den Jahren 1950 bis heute jeweils pro Jahr Pleite? Wenn derartige Zahlen nicht vorliegen sollten, wie viele Betriebsaufgaben und Betriebsneugründungen im Einzelhandel gab es in diesem Zeitraum pro Jahr? (An- und Abmeldungen von Gewerbebetrieben)

Warum werden keine Informationen über die Leerstandsquote in Duisburg erhoben?

Wieviel Fläche in Geschäftshäusern gibt es insgesamt derzeit?

Um wieviel nahm die Fläche von Geschäftshäusern in den letzten 20 Jahren pro Jahr jeweils zu?

Welche finanzneutralen Wege sind zur Behebung des Leerstands geplant?

Welche Untersuchungen zu den zunehmenden Leerständen in Duisburg, plant die Stadt?

Gibt es ein ruhrgebietsweites Konzept zur Behebung der Leerstände?

Warum wird immer wieder neu gebaut, obwohl soviel Leerstand schon verhanden ist? (Den Quatsch, dass dies Unternehmerrisiko wäre will ich gar nicht erst hören. Das ist auch Stadtrisiko schließlich steht u.U. die Stadt in der finanziellen Verantwortung, wenn Neubauten/Neugeschäfte pleite gehen, zudem gibt es auch die städtische Verantwortung für eine angemessene Umgebung)

Wer zahlt die Kosten für das FOC, wenn der Unternehmer insolvent werden sollte?

Gibt es Sicherheiten für die Vorleistungen der Stadt oder werden hier Steuergelder in der Hoffnung auf neue Steuereinnahmen ausgegeben?

In welcher Höhe hat die Stadt Duisburg bisher Vorleistungen für das FOC erbracht?

Welchen Anteil daran hatten Erschließungskosten?

Plant die Stadt Duisburg eine stadtweite Anpassung der Flächennutzungspläne, welche Neubauten von Geschäften enge Grenzen setzt? Wie hat sich die Genehmigungspraxis und Bauleitplanung in den letzten Jahren angepasst?

Welche Fördermittel vergeben die Stadt Duisburg oder das Land NRW für Neubauten in Duisburg?

Wie stehen die Einnahmen aus neuen Geschäften in einem wirtschaftlichen Verhältnis zu den Ausgaben für Bauförderung?

Warum werden keine Maßnahmen ergriffen, um Weiternutzung gegenüber Neubauten zu fördern?

Warum wird die Innenstadt im Vergleich zu den Stadtteilzentren bei Förderungen bevorzugt?

Welche Möglichkeiten zur Revitalisierung der Stadtteilzentren werden genutzt? Welche Möglichkeiten sollen zukünftig genutzt werden?

Wer ist in Duisburg für das Leerstandsmanagement zuständig? Anders gesagt, wer kümmert sich um die notwendige Konzentration, Rückbau und Schrumpfung?

Sind von der Stadt Duisburg Bürgerbeteiligungsinstrumente, wie Bürgerforen geplant um nach Lösungswegen zu suchen?

Wo gibt es einen Zusammenhang zwischen Geschlecht (Gender-Aspekt) und Einzelhandel, wie in das Einzelhandels und Zentrenkonzept der Stadt Duisburg, Februar 2010 (nachfolgend Konzept) suggeriert?

Warum wird in dem Konzept nur am Rande auf den zunehmenden Leerstand und nicht auf Gegenmaßnahmen eingegangen?

Warum werden im Konzept keine Zahlen zum Leerstand angegeben?

Warum geben die Kartenüberblicke im Konzept nicht den wirklichen Leerstand wieder?

Warum hat das Konzept überwiegend Frauen befragt und das Einkaufsverhalten von Männern nur nichtrepräsentativ berücksichtigt? Dies scheint insbesondere im Zusammenhang mit Singlehaushalten nicht sinnvoll.

Warum wirkt das Konzept so unkonkret und eher wie eine grobe Ideenskizze?

Warum wird im Konzept Hamborn als Hauptzentrum ausgewiesen? Warum haben Baerl und Rumeln keine Nahversorgungszentrum?

Warum ist die Rede von Alt-Homberg? Wo befindet sich Neu-Homberg?

Wieviel wurde für das Konzept bezahlt?

Warum ist Ikea von vielen Stellen in Duisburg so schlecht mit ÖPNV zu erreichen?

Ich bitte um Beantwortung in einer Form, die auch für Nichtjuristen und ohne Wörterbuch verständlich ist. In Fällen, wo nur ein Zahlenwert gefordert ist, reicht auch dieser.

Der zunehmende Leerstand in Duisburg schädigt die Stadt und das Stadtbild. Es ist dringend erforderlich, dass sich hier Bürger, Politik und Vermieter an einen Tisch setzen und nach Lösungen suchen. Es wäre wünschenswert, wenn ein derartiger Trialog zügig von der Stadt Duisburg eingeleitet wird, denn es gilt je länger gewartet wird, desto teurer und aufwändiger werden auch die Maßnahmen.

Mit freundlichen Grüßen

Ulrich Scharfenort

Ich bin gespannt wie die Antwort ausfällt.

Um endliche über fundierte Fakten zu Verfügen wäre eine deutschlandweite Erhebung sinnvoll.

Petition
Der deutsche Bundestag möge beschließen eine deutschlandweite Erhebung zum Leerstand von Geschäftslokalen durchzuführen und Leerstandquoten für Städte und Regionen zu ermitteln.

Begründung
Ich versuche seit einiger Zeit Zahlen für den Leerstand von Ladenlokalen in Städten zu finden. Dies gelang mir nicht, obwohl dieser Makel suggeriert, dass die Planung in vielen Städten auf sehr wackeligen Füßen steht wird kräftig weiter gebaut. Unberücksichtigt bleiben dabei Kaufkraftverlagerung, generell sinkende Kaufkraft und der demographische Wandel.

Der Leerstand stellt ein deutschlandweites Problem dar. In vielen Städten scheint dieser Umstand nicht angekommen oder unverstanden zu sein. Die Verwahrlosung von Innenstädten und Nebenzentren sprechen dort ihre Sprache.

Vor Problemen darf mensch nicht die Augen verschließen, sondern ihnen muss offen und mit Fakten begegnet werden.

Hier bin ich ebenfalls auf die Reaktion gespannt.

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4 Antworten zu Leere Geschäfte

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